
Anime-Filme und Realverfilmungen erobern die Kinokassen: Das Phänomen der 'Otaku'-Kultur in Südkorea
Die koreanische Kinolandschaft wird derzeit von einem bemerkenswerten Trend dominiert: Animationsfilme und Realverfilmungen basierend auf beliebten Spielen ziehen ein breites Publikum in die Kinos. Diese Werke, die ursprünglich eine Nischenzielgruppe, die sogenannten 'Otakus' (Hardcore-Fans), ansprechen sollten, erweisen sich als äußerst erfolgreich und beweisen, dass eine engagierte Fangemeinde ein Garant für Kassenschlager ist.
Aktuelle Daten vom Korean Film Council (KOBIS) zeigen, dass "Chainsaw Man – The Movie: The Reze Arc" seit seiner Veröffentlichung am 28. Oktober die Spitze der Kinocharts anführt und mit über 2,59 Millionen Besuchern einen beachtlichen Erfolg feiert. Dicht gefolgt auf dem zweiten Platz landet "Exit 8", eine Realverfilmung eines gleichnamigen Spiels, mit über 212.000 Zuschauern.
Besonders auffällig ist, dass die Top-Platzierungen der aktuellen Charts von japanischen Produktionen dominiert werden, die allesamt auf existierenden Werken basieren. Dies unterstreicht die Strategie, mit etablierten Marken und deren treuen Fangemeinden das Kinopublikum zu mobilisieren.
Doch nicht nur die Filme selbst treiben den Erfolg. Begleitende Fan-Events und Merchandise-Aktionen spielen eine entscheidende Rolle. "Chainsaw Man" beispielsweise hat mit der Verteilung von Postern, die die beliebte Figur Reze zeigen, für Begeisterung gesorgt und die Kundenbindung gestärkt. Solche Aktionen, die den Sammlertrieb ansprechen, sind ein wichtiger Faktor für die anhaltende Popularität.
"Exit 8", basierend auf einem beliebten Mobile Game mit über 1,9 Millionen Downloads weltweit, hat sich ebenfalls als Publikumsmagnet erwiesen. Bereits vor dem Kinostart kursierten zahlreiche Gameplay-Videos auf YouTube, was dem Spiel und nun auch dem Film eine breite Bekanntheit in der MZ-Generation (Millennials und Gen Z) verschaffte.
Der Film übernimmt dabei gekonnt die Grundprämisse des Spiels: Ein Mann, der in einer endlosen U-Bahn-Schleife gefangen ist und verzweifelt nach Ausgang Nummer 8 sucht, muss wiederkehrende Anomalien in den Gängen identifizieren, um zu entkommen. Die Zuschauer werden so zu aktiven Teilnehmern des Geschehens, was "Exit 8" zu einem "erlebnisorientierten Horrorfilm" macht.
Diese Fokussierung auf die Vorlieben von Original-Fans und Horror-Enthusiasten hat sich ausgezahlt. Die clevere Kombination aus spielerischem Unterhaltungswert und filmischer Erzählung bescherte "Exit 8" bereits nach sieben Tagen über 200.000 Besucher und eine konstante Präsenz in den Top 5 der Charts.
Die Popularität von Anime-Filmen in Südkorea ist keine neue Erscheinung. Bereits im August dieses Jahres erlebte "Demon Slayer: Kimetsu no Yaiba – To the Swordsmith Village" einen enormen Erfolg und hält sich auch nach zwei Monaten noch in den Top 10. Mit einem Einspielergebnis von über 59,7 Milliarden Won ist es der bisher erfolgreichste Film des Jahres in Südkorea. Dies zeigt, wie sich Nischeninteressen zu einem breiten Massenphänomen entwickeln können.
Ein Branchenkenner kommentierte diese Entwicklung treffend: "Animation und Spiele sind längst keine Nischenkulturen mehr, die nur von bestimmten Gruppen oder Generationen konsumiert werden. Wenn es eine starke Originalvorlage gibt, können diese Werke nicht nur bestehende Fans anziehen, sondern auch ein breites Publikum erreichen."
Koreanische Netizens zeigen sich begeistert über die Erfolge von Anime-Filmen und Realverfilmungen. Viele feiern die gelungene Umsetzung der Originalwerke und loben die Events, die den Fans geboten werden. "Endlich werden meine Lieblingswerke auch im Kino gewürdigt!", schreibt ein Nutzer, während ein anderer hinzufügt: "Die Goodies sind der Wahnsinn, ich muss einfach ins Kino!"