Schauspieler Oh Young-soo vor dem Obersten Gerichtshof: Prozess wegen angeblicher sexueller Belästigung geht weiter

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Schauspieler Oh Young-soo vor dem Obersten Gerichtshof: Prozess wegen angeblicher sexueller Belästigung geht weiter

Jisoo Park · 18. November 2025 um 23:03

Der Fall um den bekannten Schauspieler Oh Young-soo, der der sexuellen Belästigung beschuldigt wird, hat eine neue Wendung genommen. Nach einem Schuldspruch in erster Instanz und einem Freispruch in zweiter Instanz hat die Staatsanwaltschaft Berufung beim Obersten Gerichtshof eingelegt. Dies teilte die Justiz am 18. März mit.

Die Staatsanwaltschaft legte Berufung gegen das Urteil des Berufungsgerichts in Suwon ein, das Oh Young-soo im Berufungsverfahren freigesprochen hatte. Als Begründung nannte die Anklage rechtliche Fehlinterpretationen.

Oh Young-soo wurde beschuldigt, im August 2017 eine jüngere Kollegin des Theaterensembles in Daegu auf einem Spazierweg umarmt und im September desselben Jahres vor ihrer Wohnung auf die Wange geküsst zu haben. Beide Vorfälle sollen als sexuelle Belästigung gewertet werden.

In der ersten Instanz war Oh Young-soo schuldig gesprochen worden. Das Gericht verurteilte ihn damals zu einer Haftstrafe von acht Monaten, ausgesetzt zur Bewährung von zwei Jahren, und ordnete die Teilnahme an einem 40-stündigen Programm zur Behandlung von Gewaltopfern an. Die Richter begründeten ihre Entscheidung mit der glaubwürdigen und in sich schlüssigen Aussage des Opfers.

Nachdem sowohl Oh Young-soo als auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt hatten, kam es zur zweiten Instanz. Vor etwa einem Jahr und acht Monaten hob das Berufungsgericht das Urteil der ersten Instanz auf und sprach den Schauspieler frei.

Das Berufungsgericht räumte zwar die Möglichkeit unangemessenen Verhaltens von Oh Young-soo ein, betonte aber, dass die Erinnerungen des Opfers im Laufe der Zeit verzerrt sein könnten. Bei Zweifeln an einer vorsätzlichen sexuellen Belästigung müsse dies zugunsten des Angeklagten ausgelegt werden, so die Richter.

Das Gericht argumentierte weiter, dass die Behauptung des Opfers, die Umarmung sei fester gewesen als üblich, nicht klar genug mit einer normalen, höflichen Umarmung verglichen werden könne, um allein daraus eine sexuelle Nötigung abzuleiten.

Während das erstinstanzliche Gericht dem Zeugnis des Opfers Glauben schenkte, entschied das Berufungsgericht, dass die Möglichkeit einer Gedächtnisverzerrung und die undefinierte Intensität der Umarmung nicht ausreichten, um eine sexuelle Belästigung zu beweisen.

Oh Young-soo, geboren 1944, begann seine Karriere 1968 am Theater und erlangte 2021 durch seine Rolle als Oh Il-nam, der „Kkanbu-Großvater“, in der Netflix-Serie „Squid Game“ weltweite Bekanntheit. 2022 erhielt er als erster koreanischer Schauspieler einen Golden Globe.

Nun wird der Fall vor dem Obersten Gerichtshof entschieden, wo geklärt werden muss, welche Handlungen strafrechtlich als sexuelle Belästigung gelten und wie die Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen im Verhältnis zur Möglichkeit von Gedächtnisverzerrungen zu bewerten ist.

Koreanische Netizens reagieren gespalten auf die Nachricht. Einige äußern ihre Enttäuschung und unterstützen das Opfer, während andere die Entscheidung des Gerichts in zweiter Instanz respektieren und auf eine faire Überprüfung durch das Oberste Gericht hoffen.

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