Park Chan-wooks 'Keine andere Wahl' bricht mit Konventionen und thematisiert Arbeitsplatzunsicherheit

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Park Chan-wooks 'Keine andere Wahl' bricht mit Konventionen und thematisiert Arbeitsplatzunsicherheit

Haneul Kwon · 25. September 2025 um 22:06

Der neu erschienene Film 'Keine andere Wahl' (Originaltitel: 'Eojjeolsugabda') von Regisseur Park Chan-wook markiert eine Abkehr von seinen bisherigen Werken und nähert sich einem breiteren Publikum an. Park, bekannt für seine meisterhaften, aber oft düsteren Filme, durchbricht mit diesem Werk geschickt seine eigene cineastische Handschrift, ohne in Selbstplagiat zu verfallen. Der Film beleuchtet die schwierigen Entscheidungen, vor denen Menschen stehen, wenn ihr Arbeitsplatz bedroht ist.

Im Mittelpunkt steht Man-su, ein Mann, der nach 25 Jahren bei 'Taeyang' Papierfabrik seinen Job verliert, als das Unternehmen von einer ausländischen Firma übernommen wird. Seine Suche nach einer neuen Anstellung führt ihn zu 'Moon' Papier, einem der wenigen verbleibenden Unternehmen in der schrumpfenden Papierindustrie. Selbst dort ist die Zukunft durch die zunehmende Automatisierung unsicher. Man-su, der sich stets als Arbeiter sah, findet sich in einer prekären Position wieder, jederzeit mit dem Verlust seines Arbeitsplatzes rechnend.

Das Sonnenlicht, ein wiederkehrendes Motiv, wird im Film paradoxerweise zu einem Symbol der Bedrängnis. Es blendet Man-su bei Vorstellungsgesprächen und symbolisiert die unaufhaltsamen Umwälzungen, ähnlich wie die Naturkatastrophen, die auch das plötzliche Ausscheiden aus dem Berufsleben darstellen können.

Der Filmtitel 'Keine andere Wahl' spielt auf die vermeintlich unausweichlichen Entscheidungen an, denen sich die Charaktere stellen müssen. Nach seiner Entlassung hätte Man-su die Chance gehabt, sich weiterzubilden oder, wie von seiner Frau Mi-ri vorgeschlagen, seine Lebenssituation zu ändern. Auch andere Charaktere wie Shim-oh oder Beom-mo hätten alternative Wege einschlagen können. Der Film betont, dass nicht die Arbeitslosigkeit selbst, sondern die Haltung danach entscheidend ist. Doch anstatt die gebotenen Chancen zu ergreifen, rechtfertigen die Figuren ihre Taten mit der Ausrede, sie hätten 'keine andere Wahl' gehabt.

Die erste Aussage von 'Keine andere Wahl' ertönt durch den ausländischen Manager, der Man-su nach der Übernahme die Kündigung überbringt. Diese Aussage wird zur ersten Rationalisierung, die das kapitalistische System den Arbeitern überstülpt. Doch während Konzerne unzählige Wahlmöglichkeiten haben, sind die individuellen Optionen begrenzt, was den Film zu einer Reflexion über die Ungehörigkeit scheinbar natürlicher Vorgänge macht.

Man-su, der einst als liebevoller Ehemann und Vater galt, verliert mit seinem Job auch seine Selbstachtung und entwickelt gegenüber seiner Frau Mi-ri eine besitzergreifende Haltung. Diese subtile Form der Gewalt ist erschreckend, besonders im Kontrast zu seiner früheren Unentschlossenheit. Früher zeigte er sich zögerlich im Angesicht von Konkurrenten, doch im Rausch der Selbstgerechtigkeit wendet er sich gegen seine eigene Familie.

Zudem wandelt sich Man-su von einem Mann, der sich mit seinen Kollegen solidarisch zeigte, zu jemandem, der im Kampf um eine neue Stelle nur noch auf sich selbst bedacht ist. Die Frage nach seiner Haltung zur Automatisierung beantwortet er opportunistisch. Seine einst feste Zugehörigkeit zu einer Gruppe erweist sich als brüchig, sobald er seine wirtschaftliche Macht verliert. 'Keine andere Wahl' zeigt jedoch, dass selbst in widrigen Umständen gewaltfreie Alternativen existieren und appelliert an den Zuschauer, anders zu handeln.

Park Chan-wook inszeniert Man-sus Realität, seine Feigheit und seine Gewalt mit einer gewissen Leichtigkeit. Angesichts der existenziellen Frage des Überlebens erscheinen alle Probleme nebensächlich, was dem Film eine schwarzkomödiantische Note verleiht. Die Handlung wechselt gekonnt zwischen Tragik und Komik, sodass Lachen und Weinen sich abwechseln. Die komplexen Emotionen, die der Film hervorruft, sind ein Beweis für seine erzählerische Tiefe.

'Keine andere Wahl' spricht jeden an, der sich mit Jobsuche und -verlust auseinandersetzen musste, insbesondere in Zeiten, in denen die Wiederbeschäftigung von 40- bis 50-Jährigen ein gesellschaftliches Thema ist und die KI mit dem Menschen um Arbeitsplätze konkurriert. Während Parks frühere Filme wie 'Oldboy' oder 'The Handmaiden' von scharfen Rachegeschichten und leidenschaftlicher Liebe geprägt waren, behandelt 'Keine andere Wahl' ein universelleres Thema auf zugänglichere Weise. Die neue, direktere Erzählweise unterscheidet sich von seinen früheren Werken, die voller versteckter Symbole und Metaphern waren. Dennoch bleibt die Erwartung an Park Chan-wooks kommende Filme bestehen, und seine Werke üben eine unaufhaltsame Anziehungskraft aus.

Regisseur Park Chan-wook ist bekannt für seinen einzigartigen visuellen Stil und seine Fähigkeit, dunkle und komplexe Themen zu erforschen. Seine Filme haben weltweit Kritikerlob und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. "Keine andere Wahl" stellt eine interessante Weiterentwicklung in seinem Schaffen dar, indem es sich mit alltäglicheren Sorgen auseinandersetzt.